Andernach


Deutschland

http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1338/Andernacher-Spiegelc...

Für die damalige Region Rheinprovinz wurde die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Andernach einer solchen Bestimmung zugeführt. Von hier aus sollten Sammeltransporte mit psychisch Kranken und körperlich Behinderten in die »T4«-Anstalt nach Hadamar abfahren. Um in Andernach Platz für neu ankommende Patienten zu schaffen, führte im März 1941 eine Ärztekommission eine Selektion unter den bisherigen Anstaltsbewohnern durch. Kurz darauf wurden 416 von ihnen in fünf Transporten in die »T4«-Anstalt Hadamar gebracht und dort in einer als Duschraum getarnten Gaskammer erstickt. In der Folge kamen zwischen dem Mai und Juli 1941 etwa 520 Personen aus anderen Anstalten in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach. Sie wurden ab Juni in mehreren Transporten nach Hadamar gebracht. Auch nach der offiziellen Einstellung der »T4«-Aktion im August 1941 setzten Ärzte und Pflegekräfte in der Andernacher Anstalt die Tötungen fort. Die Morde erfolgten durch Giftspritzen sowie durch Nahrungsentzug und Überdosierung von Medikamenten. Ab 1943 gingen von Andernach sogenannte Ost-Verlegungen ab. In insgesamt 18 Transporten wurden bis 1944 etwa 600 Patienten in weiter östlich gelegene Heil- und Pflegeanstalten überführt. So hatten die Transporte zum Beispiel Anstalten in Tworki bei Warschau, Lüben in Schlesien und Meseritz-Obrawalde zum Ziel. Aufgrund der dort herrschenden katastrophalen Verhältnisse und der anhaltenden Morde überlebte kaum einer der Deportierten.

Es wird vermutet, dass von 1941 bis 1944 mehr als 1.560 psychisch Kranke und geistig Behinderte über die Zwischenanstalt Andernach in die »T4«-anstalt Hadamar und ab 1943 in weiter östlich gelegene Anstalten zur Tötung überführt wurden. Einige der Patienten wurden von Ärzten und Pflegekräften bereits in der Andernacher Anstalt getötet. Bekannt ist, dass sich 58 Juden unter den zur »Euthanasie« überführten Patienten der Zwischenanstalt Andernach befanden.

Die Initiative und der Entwurf für den Andernacher Spiegelcontainer gingen aus einer Projektgruppe des Andernacher Bertha-von-Suttner-Gymnasiums hervor. Das Denkmalprojekt konnte, von lebhaften Diskussionen begleitet, mit Hilfe von engagierten Bürgern verwirklicht werden. Es wurde am 27. Mai 1996 eingeweiht und befindet sich auf dem Gelände der evangelischen Christuskirche im Stadtzentrum. Die Form des Denkmals ist den »T4«-Transportfahrzeugen und -Gaskammern nachempfunden. In dem mit Spiegeln verkleideten Innenraum sind alle ermittelten Namen von Opfern eingraviert. Zwischen den Namen stehen 400 Punkte für weitere Opfer, deren Identität bisher nicht ermittelt werden konnte.

Text vom FÖRDERVEREIN MAHNMAL FÜR DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS IN KOBLENZ E.V.

http://mahnmal-koblenz.de/index.php/staetten-der-verfolgung-ausserhalb-k...

Zwischenanstalt Andernach

Die Anstalt in Andernach war wie die in Scheuern eine „Zwischenanstalt“ im Rahmen des „Euthanasie-Programms der Nazis. Auch von hier aus wurden psychisch kranke und andere Menschen in den Tod geschickt. Der Ablauf der Morde war der gleiche wie in anderen „Zwischenanstalten“, etwa auch in Scheuern. Zunächst, bis zum 25. Juli 1941, wurden die „Ursprungskranken“ aus der Andernacher Anstalt entfernt. Es gab insgesamt sieben Transporte mit ca. 470 Patienten. Bis auf drei wurden alle in der Gaskammer von Hadamar ermordet. Daraufhin kamen zwischen dem 9. Mai und dem 11. Juli 1941 aus anderen Anstalten insgesamt 517 Menschen nach Andernach. 449 von ihnen – einige wurden entlassen oder verstarben – verschleppte man zwischen dem 18. Juni und dem 15. August 1941 in fünf Transporten in die Tötungsanstalt in Hadamar. Dort wurden sie unmittelbar nach der Ankunft in der Gaskammer im Keller ermordet und dann verbrannt. Ein einziger Patient entging der Tötung: Seine Mutter hatte darauf hingewiesen, dass ihr Sohn ein „glühender Antisemit“ sei. Nach dem Stopp der Anstaltsmorde im August 1941 setzte man auch hier nach einiger Zeit die Tötungen fort (so genannte wilde Euthanasie). Die Tötungen erfolgten durch eine systematische Überdosierung von Medikamenten und durch Verhungern lassen. Diese Morde sind im Einzelnen als solche natürlich schwer nachweisbar. Teilweise anders ist es mit den „Ostverlegungen“, eine Eigentümlichkeit der Andernacher Anstalt: Mit insgesamt 18 Transporten in den Jahren 1943 und 1944 wurden etwa 600 Patienten in den Osten, etwa nach Tworki bei Warschau, nach Lüben in Schlesien und nach Meseritz/Obrawalde, verschleppt. Unter den katastrophalen Verhältnissen dort hat kaum einer überlebt. Insgesamt ist davon auszugehen, dass mindestens 1.500 Menschen über die Anstalt in Andernach im Rahmen der NS-„Euthanasie“ ermordet wurden.
Die Landesnervenklinik Andernach – die heutige Rhein-Mosel-Fachklinik – tut sich schwer mit dem Erinnern an diese Opfer der NS-„Euthanasie“. Den Opfern ist lediglich auf dem Gelände einer evangelischen Kirchengemeinde im Stadtzentrum ein „Spiegelcontainer“ gewidmet.

Weiterführende Literatur:
Historischer Verein Andernach (Hg.):
Der Andernacher Spiegelcontainer. Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie in der ehemaligen Rheinprovinz. Andernach 1998.