Waldheim


Deutschland

http://www.archiv.sachsen.de/archive/leipzig/1940.htm

Heil- und Wohlfahrtsanstalten

Geschichte: Die Landesanstalten gehen auf die Zucht- und Armenhäuser des 18. Jahrhunderts in Waldheim, Torgau und Zwickau, die aufgrund kurfürstlicher Mandate eingerichtet worden waren, zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts setzte eine stärkere Differenzierung der dort Untergebrachten ein und damit die allmähliche Auflösung der Armenhäuser zugunsten von speziellen Straf- und Versorganstalten. Die Zucht- und Armenhäuser unterstanden zunächst der Armenhauskommission und seit 1787 einer Kommission für Zucht- und Armenhäuser, die seit 1811/12 als Kommission für Straf- und Versorganstalten bezeichnet wurde. Diese wurde mit der Staatsreform 1831 dem Innenministerium unterstellt und 1845 aufgelöst. Das Innenministerium blieb jedoch für die Straf- und Versorganstalten zuständig. Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden auf Landesebene neben den Strafanstalten (Zucht- und Arbeitshäuser, Landesgefängnis) Korrektionsanstalten, Anstalten für Geisteskranke, ein Landeshospital sowie ein Landeskrankenhaus (beide im Schloss Hubertusburg) und Erziehungsanstalten (auch für Blinde und psychisch kranke Kinder). Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgte eine grundlegende Reform der Anstalten für Geisteskranke. Gab es vorher nur eine Heilanstalt (Sonnenstein seit 1811), so wurden nun mit dem Gesetz vom 31. Juli 1893 und der Verordnung vom 12. September 1913 weitere Landesheil- und Pflegeanstalten eingerichtet. In der Kreishauptmannschaft Leipzig bestanden die Landesheil- und Pflegeanstalten Hochweitzschen, Hubertusburg, Zschadraß und Leipzig-Dösen (1913 verstaatlicht), Colditz (seit 1913) und Waldheim (für Kriminelle). Mit der Einrichtung des sächsischen Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums 1924 unterstanden die Erziehungs- und Korrektionsanstalten bis 1934/1935 diesem Ministerium. Zum Innenministerium gehörten damit in dieser Zeit nur noch die Heil- und Pflegeanstalten für psychisch Kranke, einzelne klinische Anstalten sowie das sogenannte Elsterbad in Bad Elster. Nach 1934/1935 gelangten auch die Erziehungs- und Korrektionsanstalten wieder unter das Innenministerium. Die NS-"Euthanasie" führte zum Umbau der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein in eine Tötungsanstalt. Zschadraß und Waldheim fungierten als Zwischenanstalten für den Transport von rund 15.000 psychisch kranken und geistig behinderten Menschen, auch KZ-Häftlingen, nach Pirna-Sonnenstein. Dort wurden sie 1940/41 ermordet. Nach 1945 unterstellte man die Verwaltung der landeseigenen Kranken- und Heilanstalten sowie Bäder dem Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge, in dessen Zuständigkeit auch das Gesundheitswesen gehörte.
Signatur Name Datierung
20047 Landesheilanstalt Altscherbitz 1874 - 1955
20048 Landesheilanstalt Colditz 1774 - 1972
20049 Landesanstalt Hochweitzschen 1874 - 1970
20050 Kinderheim Sonnenwiese, Kohren-Sahlis 1941 - 1950
20051 Heil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen 1854 - 1949
20052 Bezirkskrankenhaus Leisnig 1925 - 1947
20053 Heil- und Pflegeanstalt Waldheim 1879 - 1992
20054 Heil- und Pflegeanstalt Hubertusburg, Wermsdorf 1856 - 1959
20055 Heil- und Pflegeanstalt Zschadraß 1884 - 1952

Sächsisches Staatsarchiv

20053 - Heil- und Pflegeanstalt Waldheim

Datierung: 1879 - 1992

Geschichte: Mit Verordnung vom 27. März 1879 wurde in der Strafanstalt Waldheim eine "Irrenstation" mit dem Status einer Landesheil- und Versorganstalt als forensisch-psychiatrische Einrichtung errichtet, seit 1905 Landesanstalt für Geisteskranke, seit 1913 Heil- und Pflegeanstalt, jedoch immer für Kriminelle. Auch 1945 bis 1966 als Psychiatrisches Krankenhaus blieb die Einrichtung forensische Spezialeinrichtung. Sie unterstand dem DDR-Gesundheitsministerium. 1966 kam es zur Einrichtung eines Haftkrankenhauses für Psychiatrie im Zuchthaus Waldheim. Das Psychiatrische Krankenhaus wurde aus dem Gebäude der Haftanstalt ausgelagert. 1970 bis 1990 bestand das Psychiatrische Krankenhaus als Spezialabteilung der Nervenklinik Hochweitzschen zur Betreuung kriminell auffällig gewordener und anderweitig besonders gefährlicher psychisch Kranker, auch sozialer Problemfälle. 1992 wurde das Psychiatrische Krankenhaus Waldheim aufgelöst.