Ernst Seidel

Chemnitz, Deutschland
gestorben: 
6. June 1945 München
Opfergruppe: 

Am 6.6.1945 in einen Krankenhaus in München an den Haftfolgen gestorben. Ernst Seidel wurde am 1. März 1933 verhaftet und wurde bis zum 1. September 1933 im KZ festgehalten.1 Wegen Sammlungen für hilfsbedürftige Häftlinge, für Anwaltskosten usw. im Juli 1936 erneut festgenommen und wegen politischer Arbeit im „Wuppertal-Komitee“ am 6. März 1937 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Er saß von März 1937 bis Juli 1942 im Zuchthaus Münster, dann wurde er nach Dachau überführt, blieb er bis April 1945 in Haft. Ernst Seidel starb am 6. Juni 1945 in einem Krankenhaus in München an den Haftleiden.2 Ein weiteres Beispiel ist die Familie von Ernst und Katharina Seidel anführen. Ernst und Katharina Seidel mussten nach der ersten Verhaftung von Ernst Seidel 1933 ihre Wohnung in der Siedlung am Waldhof räumen. Die Kinder der Aktivisten waren von Anfang an ebenfalls Opfer der Repressionsmaßnahmen. Nach der Freilassung engagierte sich Ernst Seidel schnell wieder in der illegalen Arbeit. Zusammen mit seiner Frau waren sie für die Geldverteilung der Rote Hilfe- Gelder zuständig. Am 7. Juni 1936 deckte die Gestapo das Verteiler-Netz auf. Unter den ersten, die verhaftet wurden, waren Ernst und Katharina Seidel. Die Verhaftung beider Elternteile war die betroffenen Kinder ein einschneidendes und traumatisierendes Erlebnis. Persönliche Daten Familienname: Seidel Vorname: Ernst Geschlecht: m Geburtsdatum: 9.3.1885 Geburtsort: Chemnitz Beruf: Steindrucker Todesdatum: 6.6.1945 Todesursache: Folgen von Haft Adressangaben Jahr Straße Nr. 1936 Schellenbecker (B) 71 Angaben zur Mitgliedschaft in Organisationen Organisation Funktion Arbeiter Abstinentenbund Vorsitzender Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) Stadtverordneter Proletarischer Freidenkerverband Vorsitzender Rote Hilfe Deutschland Angaben zur Verfolgung Beginn Ende Gericht Urteil Art Ort Grund 01.03.1933 01.09.1934 Schutzhaft KZ Lichtenburg Politisch / Staatsfeindliche Einstellung 08.07.1936 01.04.1945 Oberlandesgericht Hamm 72 Mon. Zuchthaus KZ nach Haft KZ Dachau M?nster, Zuchthaus Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/kpd/1918/tag2am.htm Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands Zweiter Verhandlungstag Dienstag, den 31. Dezember 1918 Vormittagssitzung Genosse Seidel (Düsseldorf): Ich muß auf einiges eingehen, was Genosse Frölich sagt: Die Gewerkschaftsführer glauben, daß eine Sozialisierung der Betriebe nicht durchführbar ist. Meines Erachtens ist nicht das der Hauptgrund, daß unsere Gewerkschaftsführer gegen die sofortige Sozialisierung sind, sondern das hat eine andere Ursache. Schon in der Zeit vor dem Kriege, während des Krieges und jetzt nach dem Kriege zielen die Gewerkschaftsführer darauf hin, einen Kampf für die Tarife zu führen durch Zentralisation der Gewerkschaften, geheime Verhandlungen mit den Unternehmern. Die Gewerkschaftsführer wollen nichts anderes, als sich als herrschende Klasse neben der jetzt herrschenden Klasse zu etablieren, um die Arbeiter mit zu beherrschen. Wenn die Sozialisierung durchgeführt wird, glauben sie, daß damit auch ihre Herrschaft zu Ende geht. Während die politischen Parteien besonders und auch der Kongreß der Arbeiterräte und die eingesetzte Sozialisierungskommission mit der heutigen Regierung verhandeln, handeln die Großindustriellen. Wir sehen in Düsseldorf, daß die Großindustriellen dazu übergehen, die noch vorhandenen Rohmaterialien in das Landinnere zu führen, hinweg aus den Gebieten der Großindustrie, um sie sich zu sichern, weil sie meinen, daß gerade in dem Gebiet der rheinisch-westfälischen Industrie die Arbeiterschaft doch die Energie aufbringen würde, um die Sozialisierung selbständig in die Hand zu nehmen. Dem wollen sie dadurch vorbeugen, daß sie die Rohmaterialien fortschaffen. Wenn immer behauptet wird, daß nur den Unternehmern es möglich ist, die Industrie wieder hochzubringen, so möchte ich darauf hinweisen, welche ungeheure Sisyphusarbeit von den Unternehmern im Einverständnis mit der Reichsregierung geleistet wird. Es wird noch Kriegsmaterial hergestellt, das wird auf Wagen geladen, eine Stunde weit weggefahren und dort wieder zerschlagen, um neues Rohmaterial zu gewinnen. Das alles müßte dazu treiben, die Sozialisierung in die Hand der Arbeiter selbst zu legen. Aber noch mehr. In einer Verhandlung mit den Großindustriellen wurde diesen nahegelegt, kein Kriegsmaterial mehr herzustellen und statt dessen die Friedensproduktion energisch in die Hand zu nehmen. Da wurde uns geantwortet: ja, wer bezahlt uns denn das? Die Herstellung von Kriegsgütern wird uns von der Reichsregierung bezahlt, oder wenn es uns von der Entente abgenommen wird, wird es uns auch bezahlt. Diese Widersinnigkeiten müssen wir dem Volk predigen, wir müssen ihm zeigen, daß die Gewerkschaftsführer sich deshalb nicht für die Sozialisierung der Betriebe ins Zeug legen, weil sie glauben, dadurch wird ihre Macht zerstört. Wir müssen uns in Verbindung setzen mit solchen technischen Beamten, welche wirklich gesonnen sind, die Sozialisierung durchzuführen, die wirklich auf unserem Boden stehen, daß die Sozialisierung durchgeführt werden kann. Wenn wir diese haben und die Arbeiterschaft dazu, dann kann uns keine Gewerkschaft und keine Reichsregierung mehr hindern, die Sozialisierung selbst in die Hand zu nehmen.

Quellenhinweis: 

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