Walter Rachowiak

Herten, Deutschland
gestorben: 
9. August 1943 Dortmund

http://www.erport-do.de/wiki/index.php/Rachowiak,_Walter Rachowiak, Walter Walter Rachowiak wurde am 12. September 1912 in Herten geboren, besuchte die Volksschule und war danach als landwirtschaftlicher Arbeiter tätig. Die letzten vier Jahre vor seiner Einberufung arbeitete er als Melker bei einem Bauern in Witten-Stockum. Er war ledig und bis zu seinem Militärgerichtsverfahren nicht vorbestraft. Sein Leben verlief größtenteils unaufgeregt und ohne soziale Auffälligkeiten. 1942 machten seine Arbeitgeber eine Wesens- und Verhaltensänderung aus. Er fuhr öfters nach Dortmund, wo er auf Rennplätzen und bei Buchmachern verkehrte. Außerdem nahm er eine Beziehung mit einer polnischen Prostituierten auf, die in einem Ausländerbordell untergebracht war und nur mit Ausländern verkehren durfte. Rachowiak gab sich ihr gegenüber als Pole aus, was ihm leicht fiel, da er perfekt polnisch sprach. Auch legte er mehrfach das „Polenabzeichen“ an. In dieser Zeitspanne wurden seinem Dienstherrn auch eine Anzahl Hühner gestohlen. Rachowiak soll sie teils an polnische Prostituierte verschenkt, teilweise verkauft haben. In dieser Zeit kam er wohl auch mit Kreisen in Kontakt, die auch kriminellem Tun nicht abgeneigt waren. Walter Rachowiak erhielt am 23. Oktober 1942 seinen Gestellungsbefehl und sollte am 3. November beim Wehrbezirkskommando Bochum antreten. Er kündigte zwar seine Stelle, kam der Aufforderung aber nicht nach. Für acht Tage übernachtete er im Hospiz – „Herberge zur Heimat“ – am Dortmunder Königswall, danach für zehn Tage in der Schlafstelle eines Soldaten, den er kannte und der sich unerlaubt von der Truppe entfernt hatte. Mit ihm und einigen anderen Personen beging er in der kurzen Zeit einige Einsteigediebstähle in ein Lagerhaus der Firma Hemsoth, in das Schuhhaus Böhmer am Westenhellweg und das Pelzhaus Kösters. Das Diebesgut wurde teils verkauft, teils verschenkt und teilweise selbst verbraucht. Bei einem Wirtshausbesuch entwendete er einem Soldaten einen Koppel mit Pistole. Die Waffe trug er wohl mehrfach bei sich. Am 21. November verletzte sich Rachowiak beim Einbruch in das Pelzhaus schwer. Durch die herabstürzende Schaufensterscheibe erlitt er Schnittwunden am linken Fuß und an der linken Hand. Dabei wurden die Handsehnen durchschlagen. Er begab sich in die Linienstraße, wo er die Beute bei einer Prostituierten abgab. Dabei soll es zu Streit und zur Bedrohung der Frau gekommen sein. Durch die Aufwartefrau wurden seine Verletzungen verbunden. Diese verständigte aber auch die Polizei. Ein Polizeibeamter nahm Rachowiak fest, doch konnte dieser entkommen. Er fuhr nach Recklinghausen-Hochlarmark zu seiner Schwester und musste sich wegen der schwere der Verletzungen in das dortige Elisabeth-Krankenhaus begeben. Dort wurde er am 28. November verhaftet und in das Gerichtsgefängnis gebracht. Später wurde er in das Gefängnis nach Bochum überführt. Offiziell wurde Rachowiak dem Grenadier-Ersatzbataillon 306 in Köln-Kalk zugeteilt. Diesem Truppenteil wurde am 23. November vom Wehrbezirkskommando gemeldet, dass er im Krankenhaus liege. Man ging von Selbstverstümmelung aus. Am 17. Dezember wurde er aus der Untersuchungshaft vorgeführt und vernommen. Im Protokoll, das er unterschrieb, steht, er sei deshalb dem Einberufungsbefehl nicht gefolgt, weil er feige sei und Angst hatte. Von dort wurde am 4. Januar 1943 Tatbericht wegen Zersetzung der Wehrkraft und Einbruchdiebstahl erstattet. Das zuständige Gericht war das Gericht der Division 526. Am 10. Juni 1943 fand die Verhandlung gegen Rachowiak und seinen militärischen Mittäter in Wuppertal-Elberfeld statt. Rachowiak wurde wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Für die diversen Diebstähle erhielt er nochmals acht Jahre Zuchthaus. Obwohl die Taten größtenteils unter die Volksschädlingsverordnung fielen, sah das Gericht, weil er nicht vorbestraft war, von einer zweiten Todesstrafe ab. Sein Mitangeklagter erhielt wegen unerlaubter Entfernung und der Diebstähle zehn Jahre Zuchthaus. Beide wurden für wehrunwürdig erklärt und ihnen die bürgerlichen Ehrenrecht aberkannt. Das Urteil wurde durch den Befehlshaber des Ersatzheeres Generaloberst Fromm acht Tage später bestätigt. In der Folge kam es zu Verzögerungen. Die Akten der Strafsache wurden bei einem Bombenangriff am 25. Juni 1943 in Wuppertal vernichtet. Ein angesetzter Hinrichtungstermin am 1. Juli 1943 in Köln kam wegen Fliegerschäden nicht zur Durchführung. Darauf wurde ein neuer Termin am 9. Juli, 19.00 Uhr, in Dortmund anberaumt. Rachowiak sollte bis 15 Uhr in Dortmund eingeliefert werden. Die Vorgaben wurden eingehalten. Walter Rachowiak starb am 9. Juli 1943 als erster von fünf Hinrichtungskandidaten um 19.00 Uhr im Gerichtsgefängnis Dortmund unter dem Fallbeil. Sein Leichnam wurde dem Anatomischen Institut der Universität Münster zur Verfügung gestellt, da der Vater keine Rechte geltend machte.

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