zur Namensliste der Opfer aus dem Wuppertal Komitee
Diese Aufstellung ist nicht vollständig und kann ergänzt und korrigiert werden.
Das Centraal Wuppertal Comité CWC verfügte über einen Vorstand (Arbeitsausschuss), bestehend aus Selma Meyer, A.C. Oerlemans, Nico Padt und Brechta Adama van Scheltema. Veranstaltungssprecherin und Propagandistin war Anna Aleida Alma-Heijnen (Lie Heijnen) .
Über 70 Personen waren Mitglied des Comité van aanbeveling (Ehrenausschuss). Sie traten im Gegensatz zu den mitarbeitenden deutschen Exilanten auch in der Öffentlichkeit auf.
Hinzu kommen die TeilnehmerInnen der Delegationen nach Wuppertal. Darüber hinaus gab es örtliche Wuppertal-Komitees wie in Groningen mit eigenem Vorstand und einem lokalen Comité van Aanbevelling. Und schließlich gab es die Verantwortlichen der IRH und der Rode Hulp und der Abschnittsleitung der KPD, die operativ mitgearbeitet haben. Als die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 die Niederlande überfiel, waren die Aktivitäten des Wuppertal-Komitees bei den Nationalsoziallisten nicht vergessen. Im Gegenteil: vor allem die jüdischen NiederländerInnen, die für das Wuppertal-Komitee gearbeitet hatten, waren in größter Gefahr. Insgesamt 12 Komitee-Mitglieder fanden gewaltsam den Tod. Sieben jüdische Angehörige des W.K. wurden ermordet. Drei Personen wurden in den Selbstmord getrieben. Viele Mitglieder des W.K gerieten in deutsche Haft und überlebten KZ-Lager wie Theresienstadt nur mit Glück. Erinnern möchten wir insbesondere an die Toten des W.K.: Selma Meyer, Willem Adriaan Bonger, Menno ter Braak, Elise Frederika de Jong-van Biema, Maurits Kann, Eleazer Louis van der Kar, Werner Kowalski, Erich Kuttner, Abraham Manjoe Teitel, Leo Polak, Friedrich Rüddenklau, Franz Vogt. Ausführliche Hintergrundinformationen finden Sie hier: http://rebellisches-wuppertal.de/files/Auf%20den%20Spuren%20des%20Wupper...
Weiterführende Literatur:
Ursula Langkau-Alex, Deutsche Volksfront 1932-1939. Zwischen Berlin, Paris, Prag und Moskau, 3 Bde., Berlin: Akademie Verlag 2004/2005.
Bart de Cort: Van vrouwen, vrede en verzet; Selma Meyer (1890-1941) en haar Holland Typing Office. 2. , u.a. um die vollständige Korrespondenz an, von und über Selma Meyer erw. Neudruck. Hamilton ON (Canada) 2015.
Mitglieder des Wuppertal-Komitees (Centraal Wuppertal Comité)
Heleen Ankersmit, Frauenrechtlerin (Amsterdam)
Elise Frederika de Jong-van Biema (Amsterdam)
Prof. Dr. A. H. Blaauw (Osterbeek)
Arch. Bollen, CWC Comite van aanbeveling Groningen
Prof. Willem Adriaan Bonger, Kriminologe (Amsterdam)
Geertruida Alida ter Braak-Huizinga (Eibergen)
H. E.G. ter Braak, Arzt (Eibergen)
Menno ter Braak, Schriftsteller (Den Haag)
M. Clarion-Broekman
Dr. J. C. Bruyn Kees van Bruggen, Journalist (Blaricum)
B. Bulsing-van Besouw
Johannes Jacobus Buskes Jr., Pfarrer (Amsterdam)
Petrus Marinus Cochius,Glasfabrikant (Laren)
Frans Coenen, Rechtsanwalt (Amsterdam)
Heremie Coremann, Pastor, Mitglied der franz. Delegation (Jory)
Prof. Dr. Dirk Coster, Physiker (Groningen)
A. Damhuis, niederl. Delegation
Albert Delevalléí, Rechtsanwalt, Mitglied der franz. Delegation (Douai)
Prof. Dr. David van Embden, Ökonom (Amsterdam)
Clara Enthoven, Rechtsanwältin (Den Haag)
Carolina E. Euwe-Bergmann (Amsterdam)
Henriëtta Catharina Maria van Eyk, Schriftstellerin
Prof. Dr. Karel Rudolph Gallas, Hochschullehrer (Amsterdam)
Arthur Gießwein (Emigrant)
Anna van Gogh-Kaulbach, Schriftstellerin (Amsterdam)
Mariel Grandemange, Arbeiter, Mitglied der franz. Delegation Paris)
Willy Haak, Schauspielerin (Amsterdam)
Louis Heanne, Arbeiter, Mitglied der franz. Delegation (Rouen)
Gerardus Horreüs de Haas, Pfarrer (Zwolle)
Camille Hassenforder, Eisendreher, Mitglied der franz. Delegation (Deajoux)
Anna Aleida Alma-Heijnen (Lie Heijnen), Veranstaltungsrednerin des CWC (Amsterdam)
Abraham Hessels, WK-Komitee Utrecht
Prof. G.J. Heering,Theologe und Schriftsteller
Année Rinzes de Jong, Pfarrer (Bussum)
Maurits Kann, Rechtsanwalt, Journalist
Alfons Kaps (Emigrant)
Eleazer Louis van der Kar, Zahnarzt (Amsterdam)
Martinus Jacobus Kerssens, niederl. Delegation, Krommenie. Zeildoekwever. Districtsbestuur R.V.O. Zuid-Holland
Prof. Izaak Kisch, Rechtsanwalt (Amsterdam)
Leendert Desiderius Gerardus Knipscheer, Pfarrer, CWC Comite van aanbeveling Groningen
Mevr. R. Kooima-Blanke, CWC Comite van aanbeveling Groningen
Dr. P. Kooyman
Werner Kowalski (Emigrant)
Friedrich Kunz (Emigrant)
Erich Kuttner (Emigrant)
Dr. Daniël de Lange, Publizist und Wissenschaftler (Utrecht)
Willem Johan Marie Lenglet, Journalist u. Schriftsteller
Prof. Dirk Loenen, Prof. für Griechisch-Römische Geschichte (Amsterdam)
I. Luyten, Wissenschaftlerin (Wageningen)
Clara Malraux, Mitglied der franz. Delegation (Paris)
Prof. Gerrit Mannoury, Mathematiker (Amsterdam)
Frau Mansveld-de Wit Hubers (Arnhem)
J. Meursing Selma Meyer, Vorsitzende des CWC (Amsterdam)
Johanna Moes, Mitglied der niederl. Delegation (Leiden)
Cläre Muth-Riedesel (Emigrantin)
W-J.M. Noort – V. Bohemen
Nico Padt, Vizevorsitzender des CWC, Pfarrer (Zutphen)
Adrianus Cornelius Oerlemans, Arzt, Sekretär des CWC (Amsterdam)
Gerard Cornelis Adrianus Oskam, Rechtsanwalt (Rotterdam)
Prof. Leo Polak, Rechtsanwalt (Groningen)
Dr. S.A. Prins (Amsterdam)
Siegfried E. van Praag,Schriftsteller (Amsterdam)
Karel Frederik Proost, Theologe u. Schriftsteller (Rotterdam)
Prof. Hendrik Josephus Pos, Philosoph (Amsterdam)
Eva Raedt-de Canter, Schriftstellerin (Reeuwijk)
Cornelia Ramondt-Hirschmann, Frauenrechtlerin (Hilversum)
Dr. M. v. d. Reis, CWC Comite van aanbeveling Groningen
Ds. Arie Cornelis de Regt, Prediger (Alkmaar)
Paul Röcker (Emigrant)
Henriëtte Roland Holst-van der Schalk, Dichterin, Politikerin (Bloemendaal)
Dr. Jan Marius Romein, Historiker (Amsterdam)
J.D. Ros, Lehrer (Den Haag)
W.A.L. Ros-Vrijman, Autorin (Den Haag)
Friedrich Rüddenklau (Emigrant)
Arnold Louis Saalborn, Schriftsteller (Bussum)
F.J. Schaper, Arzt, (Groningen)
Brechta Adama van Scheltema, Kassiererin CWC (Laren)
Nicolaas Jacob Cornelis Schermerhorn, Pfarrer (Hoog Soeren)
Dr. Joachim Schrijver, Arzt (Amsterdam)
P. Smit-Schuckinck Kool, Autorin, Frauenrechtlerin (Amsterdam)
Ewald Seiler (Emigrant)
Wilhelmus Gerardus Jan van Soeren (Amsterdam)
Abraham van Son, Fabrikant (Bussum)
Georg Stendebach (Emigrant)
Nico van Suchtelen, Schriftsteller und Verleger (Amsterdam)
Cornelia Swalue-Knolle (Den Haag)
Abraham Manjoe Teitel, (Delft) Mitglied der niederl. Delegation
Dr. W.H.C. Tenhaeff, Professor für Parapsychologie (Utrecht)
Prof. Jan Tinbergen, Ökonom (Rotterdam)
Sik Ien Tjoa, Medizin-Student, Mitglied der niederl. Delegation (Utrecht)
Prof. Piet Valkhoff, Romanist (Hilversum)
A. van Veldhuizen Adr.Vis, Penningmeester CWC Groningen
Ferdinand Voetter (Emigrant)
Franz Vogt (Emigrant)
S.K. Waard, Rechtsanwalt (Groningen)
W.L. van Warmelo (Blaricum)
Mr. C. H. Weijl, CWC Groningen Comite van aanbeveling Groningen
Johann G. Wertheim, Maler und Bildhauer (Amsterdam)
Zr. J.H. Westerdiep, CWC Comite van aanbeveling Groningen
Ds. K. Wiersma, Pfarrer, (Noordwolde)
Esther Welmoet Wijnaendts Francken-Dyserinck. Journalistin u. Frauenrechtlerin (Den Haag)
Elisabeth Zbick (Emigrantin)
Marie Christina van Zeggelen, Schriftstellerin (Amsterdam)
H. van Zutphen, Rechtsanwalt (Amsterdam)
Auszug aus Stephan Stracke: Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse:
Das „Wuppertal-Komitee“ (W.K.)
Unter dem Eindruck der Massenverhaftungen Anfang 1935, der ersten Toten sowie den bevorstehenden Prozessen initiierte die Rote Hilfe im Verbund mit der KPD-Auslandsleitung eine Kampagne, die direkt die Kursänderungen der „Brüsseler Konferenz“ aufnehmen sollte. Ende 1935 fanden sich Wuppertaler Emigranten und niederländische Bürger und Bürgerinnen im „Centraal Comité Wuppertal Proces“ zusammen. Das Komitee unterstützte die Angeklagten und ihre Angehörigen und lieferte Informationen über die Massenprozesse und die Zustände in Wuppertal. In der Folge berichteten Zeitungen aus dem europäischen Ausland, aus den USA und aus Lateinamerika über die Repression der nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden, die Geständnisse durch Folter und Misshandlungen erpressten. Das Wuppertal-Komitee brachte durch seine vielfältigen Aktionen und die politische Ausrichtung als Volksfront, die sich bereits in Frankreich als erfolgreiche Strategie erwiesen hatte, eine internationale Solidaritätsbewegung in Gang, die für diese Zeit einzigartig war. Nach dem Engagement für die Wuppertaler Verfolgten erweiterte das Komitee sein Arbeitsfeld auch auf andere antinazistische Kampagnen wie die Kampagne gegen die Olympiade in Berlin oder gegen die Hinrichtungen von Widerstandskämpfern.
Gründung des Wuppertal-Komitees (W.K.)
Die Idee zur Gründung eines Hilfs- und Öffentlichkeitskomitees hatte der Stützpunktleiter der KPD in Amsterdam, Philipp Daub. Im September/Oktober 1935 kam, so erinnerte sich Cläre Muth, mit Michael Tschesno-Hell auch ein Mitglied der illegalen Landesleitung aus Paris nach Amsterdam zu einem ersten Treffen, um Instruktionen zur Gründung eines Komitees für die Aufklärungskampagne weiterzugeben. An diesem Treffen nahmen auch zwei aus Wuppertal emigrierte KPD-Funktionäre teil, Fritz Rüddenklau und Cläre Muth. Nach der Aussage von Fritz Rüddenklau vor der Gestapo 1940, sollten die Wuppertaler Hochverratsprozesse öffentlichkeitswirksam ausgewertet werden, ohne dass die KPD oder die Rote Hilfe als Träger zu sehr in Erscheinung traten. „Die Reichsleitung der illegalen Roten Hilfe in Paris hätte im Einverständnis mit dem westeuropäischen Büro der Roten Hilfe beschlossen, die Wuppertaler Hochverratsprozesse propagandistisch für die Ziele der KPD groß auszuwerten. Es sei aber nötig, dass die KPD wie auch die Rote Hilfe als Träger der ganzen Angelegenheit nicht zu sehr in Erscheinung trete. Zu diesem Zweck wolle man ein Komitee vornehmlich aus Holländern bilden, um der ganzen Sache einen neutralen Anstrich zu geben.“
Für diese Arbeit sollte ein Komitee gegründet werden, dem niederländische Bürger und Bürgerinnen vorstanden. Doch bis zur eigentlichen Gründung bedurfte es einer Reihe von Vorarbeiten. Zunächst mussten weitere Informationen über die Massenprozesse und die allgemeine Situation in Wuppertal beschafft werden. Diese Aufgabe übernahm Fritz Rüddenklau. Er fuhr mehrmals illegal nach Wuppertal. Hier wohnte er entweder bei seiner Ehefrau oder bei seiner Schwester Elise Kuhbier. Bei seinen Besuchen in Wuppertal stellte er Kontakte zu Emil Hochbein, August Obermeier, Walter Sander und weiteren KPD-Funktionären her. Sie bekamen den Auftrag, Materialien für eine kritische Prozessbegleitung rechtzeitig vor Prozessbeginn zusammenzustellen. Das gesammelte Material, bestehend aus Fotos des Konzentrationslagers „Kemna“, Anklageschriften, Todesurkunden der in Haft Verstorbenen, Namen der Inhaftierten und Adressen von Angehörigen, Betriebsberichten sowie Angaben über Misshandlungen bei den Vernehmungen, wurde von Fritz Rüddenklau systematisch ausgewertet.
Die aus Wuppertal emigrierte Cläre Muth hatte die Aufgabe, einflussreiche niederländische Bürger und Bürgerinnen für die offizielle Mitarbeit im Komitee zu gewinnen. Sie war die einzige, die mehr oder weniger öffentlich in Erscheinung treten konnte und den Kontakt zu niederländischen Persönlichkeiten und Redaktionen suchen konnte, da sie die Ehefrau des von der Gestapo ermordeten Willi Muths war und darüber hinaus vor 1933 eine Zeit lang in den Niederlanden als Näherin gearbeitet hatte. Als ersten Schritt erreichte Cläre Muth, dass in der international veröffentlichen Gewerkschaftszeitung des Bekleidungsarbeiterverbands ein Artikel über die Wuppertaler Ereignisse erschien.
In dieser Zeit trat Cläre Muth auch auf einer Veranstaltung des Vrouwen Comité (Welt-Frauen-Verein) auf und warb um Unterstützung. Nach dieser Veranstaltung meldete sich Selma Meijer zur Mitarbeit. Im Dezember 1935 waren die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen. Ein „Initiativcomite zur Unterstützung der Schlachtopfer des Wuppertaler Prozesse“ verbreitete einen ersten Aufruf mit der Überschrift „Der Wuppertaler Gewerkschaftsprozess der Sechshundert“. Damit wird die Bezeichnung „Wuppertaler Gewerkschaftsprozess“ zum ersten Mal öffentlich benutzt. Das Komitee appellierte „An alle, die die Menschlichkeit verteidigen. Wir, Unterzeichnete! richten einen dringenden Aufruf an alle, die den Schlachtopfern des Wuppertaler Prozesses Hilfe mit der Tat leisten wollen. Mehr als je muss das Gewissen der Welt wachgerufen werden, damit jeder einsieht, dass nicht länger gewartet werden darf.“
Als Erstunterzeichner fungierten Brechta Adama van Schelten, M. Clarion-Broekman, Dr. Frans Coenen, Dr. Clara Enthoven, Selma Meijer, Eva Raedt-de Canter, Henriette Roland Holst-van der Schalk, Nico van Suchtelen.
Weihnachten 1935 wurde schließlich das Komitee unter dem Namen „Centraal Comité Wuppertal Proces“ offiziell gegründet. 60 Intellektuelle aus den Niederlanden, darunter viele prominente Professoren, Schriftsteller, Rechtsanwälte und Pastoren unterstützten das Projekt. Das Komitee trat nach außen hin als rein niederländische Hilfsorganisation auf und verfolgte im Wesentlichen drei Ziele. Es sollte Geld für die Angehörigen der Verhafteten gesammelt werden, um diese moralisch und materiell zu unterstützen und die Solidarität untereinander zu stärken. Zum zweiten sollte international auf die „Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse“ aufmerksam gemacht werden und damit die bevorstehenden Verurteilungen vieler Widerstandsaktivisten behindert werden. Drittens war die Arbeit und die Zusammensetzung des W.K. eine frühe Umsetzung der Volksfrontkonzepte, die auf der Brüsseler Konferenz“ der KPD beschlossen wurde.
Den Vorsitz des Komitees übernahm die Übersetzerin Selma Meijer. In ihrem Druck-, Schreib- und Versandbüro wurden die Pressematerialien und Broschüren hergestellt. Selma Meijer war Mitglied der sozialdemokratischen SDAP und in der niederländischen Frauenbewegung aktiv. Sie arbeitete u.a. als Sekretärin der Hauptverwaltung des „Internationalen Frauenbundes für Frieden und Freiheit“.
Als Sekretär fungierte der Nervenarzt Dr. A.C. Oerlemans. Oerlemans selbst war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in politischen Gruppen aktiv gewesen. Kassiererin wurde Brechta Adama van Scheltema-Kleefstra. Für die Öffentlichkeitsarbeit war die ehemalige Lehrerin Anna Aleida Alma, geborene Heijnen, zuständig. In den Niederlanden trat sie unter dem Namen Lie Alma-Heijnen auf. Sie war bei der Prozessbeobachtung in Wuppertal anwesend und engagierte sich auf der Liste der Paten für „rotspanische Kinder“. Außerdem war sie als Vorsitzende des pazifistischen „Wereld Vrouwencomité tegen Oorlog en Fascisme“ in Amsterdam aktiv.
Weiterhin arbeitete der Pfarrer und Antimilitarist N. Padt als Vize-Vorsitzender mit. Unterstützung fand das Wuppertal-Komitee auch bei den Linkssozialisten Franz Vogt und Erich Kuttner. Beide gehörten zur Amsterdamer Sektion der „Revolutionären Sozialisten Deutschlands“ (RSD), die von Siegfried Aufhäuser und Karl Böchel gegründet wurde. Im Januar 1935 waren die beiden linken SOPADE-Vorstandsmitglieder Siegfried Aufhäuser und Karl Böchel aus der SOPADE ausgeschlossen worden und so endete auch die Zusammenarbeit des Prager Vorstandes mit einem Großteil der Amsterdamer Sozialdemokraten um Franz Vogt. Kurze Zeit später wurde ein „Arbeitskreis revolutionärer Sozialisten“ aufgebaut. In der programmatischen Schrift „Der Weg zum sozialistischen Deutschland – eine Plattform für die Einheitsfront“ wurde sowohl der Reformismus der SPD-Führung wie die ultralinke KPD-Politik kritisiert. Die revolutionären Sozialisten (RS) sprachen sich daher für die Schaffung einer revolutionären sozialistischen Einheitspartei aus. Dieser Zusammenschluss versuchte eine Neuausrichtung der SPD im Exil von links durchzusetzen und verfolgte eine aktive Politik der Einheitsfront. Franz Vogt war Funktionär des Alten Verbandes in Bochum und war im April 1933 durch die SA in Bochum schwer misshandelt worden. Diese Misshandlungen wurden für ihn zu einem traumatischen Schlüsselerlebnis. Seit dieser Zeit schien er entschlossen, „den nationalsozialistischen Bestien nicht noch ein zweites Mal lebend in die Hände zu fallen“ und den Freitod nochmaligen Folterungen vorzuziehen, die „nur einmal zu ertragen waren“, ohne Selbstachtung und Würde zu verlieren. Franz Vogt fühlte sich als Gewerkschaftslinker nicht für den „ruhmlosen Zusammenbruch der Gewerkschaftsbewegung“ verantwortlich. Aber „selbst wenn wir dafür verantwortlich wären, könnte denn für einen kämpferischen Sozialisten etwas anderes geben, als nach der Niederlage damit anzufangen, neu aufzubauen, selbst wenn die Arbeit mühsam und gefährlich sein sollte?“ Franz Vogt baute 1936 zusammen mit dem Kommunisten Wilhelm Knöchel den „Arbeitsausschuss freigewerkschaftlicher Bergarbeiter Deutschlands“ auf. Auch Erich Kuttner war ein wichtiger Akteur beim Versuch zu einer Einheitsfront zu kommen.
Erich Kuttner nahm Ende November 1935 und Anfang 1936 als Delegierter der SPD-Ortsgruppe Amsterdam an den „Lutetia-Konferenzen“ in Paris teil und übernahm u.a. die Vorbereitung eines Aufrufes zur Amnestie in Deutschland. Im Februar 1936 wurde ein „Hilfsausschuss“, bestehend aus dem KPD-Funktionären Werner Kowalski, den linken Sozialdemokraten Franz Vogt und Erich Kuttner, in die Struktur des „Wuppertal-Komitees“ eingebaut. Dieses überparteiliche Gremium sollte sich über die Unterstützungstätigkeit für die Wuppertaler Betroffenen hinaus auch um die Folgen der „Nürnberger Rassengesetze und allgemein über die Rechtsbrüche und „Rechtsverbrechen“ in Deutschland kümmern.
Darüberhinaus arbeiteten die deutschen Exilanten Cläre Muth, Alfons Kaps, Friedrich Rüddenklau, Ewald Seiler, Arthur Gießwein, Georg Stendebach, Friedrich Kunz, Paul Röcker, Elisabeth Zbick und Ferdinand Voetter für das W.K.
Nach dem Engagement für das Wuppertal-Komitee waren Selma Meyer und auch andere niederländische Aktivisten u.a. im Komitee „Hilfe für Spanien“ und im Komitee „Hilfe am spanischen Kind“ aktiv, das versuchte, Kinderheime im vom Bürgerkrieg zerrissenen Spanien zu errichten. Aber Selma Meyer war nach Ansicht eines Komintern-Emissärs, nicht mehr für den kommunistischen Widerstand aktiv. Politisch näherte sich Selma Meyer den bündischen Gruppen an. Im Jahr 1937 hatte Selma Meyer Hans Ebeling auf einem Treffen des „Wuppertal-Komitees“ in Brüssel kennengelernt und wurde enge Mitarbeiterin der bündischen Gruppe um Hans Ebeling und Theo Hespers, die als „Deutsche Jugendfront“ publizistisch tätig war. In ihrem „Holland Typing Office“ in Amsterdam wurde die bündische Zeitung „Kameradschaft“ gedruckt. Sie organisierte die Herstellung und Vertrieb der Zeitung, ihre Agentur wurde für Hespers und Ebeling eine wichtige Anlaufstelle. Mit Ebeling gründete sie das „Hilfskomitee für jugendliche Flüchtlinge aus Deutschland („Comitte tot hulp aan jeugdige Duitsche vluchtelingen“), in Belgien begannen sie ebenfalls mit dem Aufbau einer Parallelorganisation. In Zaandan in den Niederlanden mietete das niederländische Komitee ein Haus an, in dem bis zu 10 Flüchtlinge untergebracht werden konnten. Weiterhin versuchten sie Flug- und Schiffsreisen in die Niederlande, nach Australien, Südamerika und Schanghai zu finanzieren. Mittlerweile hatte Selma Meijer ihre Zusammenarbeit mit Kommunisten gänzlich aufgegeben. 1939 wurde sie sogar Mitglied der antitotalitären „Eenheid door Democratie“ (EDD), die gleichzeitig antifaschistisch und antikommunistisch ausgerichtet war.
Die erste Person, die in die Hände der Deutschen fiel, war Selma Meijer. Nach dem Einmarsch in die Niederlande 1940 war sie zunächst nach Frankreich geflüchtet, kehrte aber kurze Zeit später nach Amsterdam zurück, wo sie am 26. Oktober 1940 von einem Gestapo-Kommando unter Kriminalkommissar Samerski verhaftet wurde. Nach ersten Verhören in Den Haag wurde sie Mitte November 1940 nach Berlin-Moabit gebracht und den üblichen Gestapo-Verhören unterzogen. Selma Meijer erkrankte in der Haft schwer und wurde wegen einer Bauchfellentzündung vorläufig aus dem Gefängnis entlassen und im jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße operiert. Am 11. Februar 1941 verstarb sie dort und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee begraben. Der Grund für die Verhaftung war aber nicht ihre führende Mitarbeit im W.K., sondern der Hoch- und Landesverratsfall der Gruppe um Theo Hespers und Hans Ebeling. Hespers und Ebeling hatte für den britischen Geheimdienst in Grenznähe deutsche Wehranlagen ausspioniert. Hans Ebeling gelang die Ausreise 1939 nach England, Theo Hespers flüchtete im Mai 1940 mit seiner Familie nach Belgien. Die Gestapo konnte ihn am 10. Februar 1942 bei Antwerpen festnehmen. Er wurde zum Tode verurteilt und am 9. September 1943 in Plötzensee hingerichtet.